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Agrarforschung
Entwicklung und Erprobung natürlicher Methoden zur Fruchtbarkeitsverbesserung beim Schaf

Universität Hohenheim, Institut für Tierhaltung u. Tierzüchtung
Prof. Dr. R. Claus                                                            
April 1991 - Dezember 1992

Problemstellung

Der ökologisch wertvolle Zusatznutzen der Schafhaltung für die Landschaftspflege muß in einem vernünftigen Verhältnis zu den Kosten stehen. Damit kommt auch unter extensiven Haltungsbedingungen der Fruchtbarkeit große Bedeutung zu. In anderen Ländern wird die Fruchtbarkeit dadurch erhöht, daß durch Anwendung von Hormonen eine zusätzliche Deckperiode im Frühsommer ausgelöst wird. Solche Methoden sind aber insbesondere aus psychologischen Gründen mit den ökologischen Zielvorgaben kaum vereinbar.

Ziel

Grundsätzlich ist bekannt, daß der Zyklus des Schafes und damit die wesentliche Voraussetzung für die Fruchtbarkeit auch durch natürliche exogene Signale beeinflußt wird. Insbesondere haben Lichteffekte (Photoperiode) und Geruchsstimuli des Bockes (Pheromone) eine Zyklus-auslösende Wirkung. Dabei ist der Lichteffekt (kürzer werdende Tage) das übergeordnete Signal, der "Bockeffekt" wirkt zusätzlich stimulierend und synchronisierend. Ziel der Untersuchungen war es daher zu prüfen, ob durch diese natürlichen Stimuli die Fruchtbarkeit verbessert werden kann.

Untersuchungsmethode

Da hinsichtlich der Lichteffekte die Abnahme der täglichen Lichtdauer das biologisch wirksame Signal ist, wurden die weiblichen Schafe grundsätzlich zunächst durch Zusatzbeleuchtung konditioniert (Langtag-Lichtprogramm), so daß die Rückkehr zur normalen Photoperiode physiologisch als Verkürzung der Beleuchtungsdauer und damit als Stimulus für den Zyklus zu werten ist. Der Bockeffekt wurde dadurch vermittelt, daß die weiblichen Tiere zunächst völlig getrennt von den Böcken gehalten wurden. Das Zuführen der Böcke und die Möglichkeit intensiver Kontaktaufnahme war der adäquate Stimulus.

Die Konsequenzen für das Fruchtbarkeitsgeschehen wurden einerseits durch Messung des Gelbkörperhormons Progesteron erfaßt (Zyklusaktivität) bzw. durch die resultierenden Ablammergebnisse.

Folgende Varianten wurden untersucht:

  • Grundsätzliche Wirksamkeit des Bockeffektes allein bzw. in Kombination mit Lichtprogramm;
  • Wirksamkeit bei laktierenden Schafen;
  • Wirksamkeit bei unterschiedlicher Energieversorgung (bedarfsgerecht; 46 % des Bedarfs für 9 Wochen; 9 Wochen Restriktion, dann flushing durch Energieerhöhung auf 135 % des Bedarfs).

Ergebnis

Grundsätzliche Wirksamkeit

Bei der untersuchten Herde (Merino- und Merino x Suffolk) wurde nachgewiesen, daß der Anteil von spontan zyklischen Tieren im Mai/Juni bei 20 % lag. Der Bockeffekt allein führte zu 66 % ablammender Schafe, die Kombination des Lichtprogramms und des Bockeffektes zu 86 %. Die Wurfgröße war nicht unterschiedlich. Ähnliche Größenordnungen im Ablammergebnis wurden bei einer anderen Herde (schwarzköpfiges Fleischschaf) erhalten.

Wirksamkeit bei laktierenden Schafen

Die Laktationsazylie führte dazu, daß der Bockeffekt allein wenig wirksam war (31 % ablammende Schafe), während die Kombination von Lichtprogramm und Bockeffekt zu 61 % ablammender Schafe führte. Damit blieb der Effekt immer noch hinter nicht laktierenden Schafen (80 %) zurück.

Energierestriktion

Die Unterschiede in der Energieversorgung hatten keinen Einfluß auf die Wirksamkeit von Bockeffekt bzw. Lichtprogramm, allerdings war bei starker Energierestriktion die Befruchtungsrate reduziert, so daß die Zahl der Lämmer je Wurf von 1.8 (Kontrolle) auf 1.48 reduziert war. Flushing hatte keinen spezifischen Effekt.

Konsequenzen für die Praxis

Die Untersuchungen haben eindeutig ergeben, daß eine Kombination zwischen Langtag-Lichtprogramm und Bockeffekt ein praktikables Verfahren zur Brunstinduktion bei saisonal azyklischen Tieren darstellt. Allerdings ist die Effizienz bei laktierenden Schafen begrenzt. Das Verfahren kann unmittelbar in die Praxis überführt werden.

Literatur:
Abschlußbericht
Abschlußbericht als Kurzzusammenfassung

Fördernde Institution:MLR

Förderkennzeichen:  27 - 91 . 13


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