Navigation überspringen

Agrarforschung

Prognose des Feuerbrands mit Hilfe von Witterungsmodellen und Monitoring

Landesanstalt für Pflanzenschutz Stuttgart;
Biologische Bundesanstalt, Institut für Pflanzenschutz im Obstbau, Dossenheim
Dr. G. Meinert, Dr. E. Moltmann, Prof. Dr. Zeller                                      
Mai 1994 - Mai 1995

Problemstellung

1993 trat der Feuerbrand in Baden-Württemberg in bisher nicht bekanntem Ausmaß auf. Bedingt durch die ungewöhnlich warme Witterung während der Blütezeit, insbesondere des Apfels, kam es in fast allen Obstanbaugebieten Baden-Württembergs (Ausnahme Bodenseegebiet) zu starken Blüteninfektionen. Die erforderlichen Rückschnitt- und Rodungsmaßnahmen führten zu hohen wirtschaftlichen Einbußen im Obstbau.

Bis 1993 waren zum Schutz vor Blüteninfektionen keine Bakterizide zugelassen. Aufgrund des Befallsjahres 1993 stand die Genehmigung eines Bakterizids für 1994 in Aussicht. Diese Mittel müssen protektiv (vorbeugend) eingesetzt werden. Um unnötige Behandlungen zu vermeiden, ist eine zuverlässige Prognose der Krankheit unbedingt erforderlich.

Ziele

Möglichkeiten zur Vorhersage des Feuerbrands bestehen in der Bewertung von Witterungsdaten nach Prognosemodellen (nach Billing oder Steiner, "Maryblyt") sowie im frühzeitigen Nachweis des Erregers in der Blüte vor Infektion des Pflanzengewebes (sog. Monitoring).

Es sollte geprüft werden, mit welchen Methoden oder Methodenkombinationen sich der Feuerbrand am zuverlässigsten vorhersagen läßt.

Untersuchungsmethode

Die Auswertung der Wetterdaten erfolgte mit einem von der Landesanstalt für Pflanzenschutz (LfP) geschriebenen Computerprogramm, das das Modell von Billing und von Steiner enthält.

Der frühzeitige Erregernachweis in den Blüten wurde 1994 an der LfP mit Hilfe des Immunfluoreszenztests und paralleler Ausplattierung durchgeführt, 1995 mit Hilfe der PCR und Ausplattierung an der LfP sowie der BBA Dossenheim. Die Zuverlässigkeit der Prognose wurde anhand von Zulassungsversuchen als auch von Praxisberichten beurteilt.

Ergebnis

Eine zuverlässige Berechnung von Infektionsterminen während der Blüte, an denen Behandlungen notwendig sind, war mit Hilfe der beiden Prognosemodelle nach "Billing" und "Maryblyt" möglich. Insbesondere das Modell "Maryblyt" grenzte die sehr häufigen Infektionstage nach dem Modell "Billing" gut ein. Das zeigten die angelegten Versuche und die Erfahrungen der Praxis mit dem Bakterizid Plantomycin, dessen Vertrieb von der BBA 1994 und 1995 genehmigt wurde.

Auch die Vorhersage des Auftretens erster Symptome bei Apfel mit dem Modell "Maryblyt" entsprach der Realität. Das Modell wurde aufgrund der Erfahrungen 1995 ergänzt um die Vorhersage des Auftretens erster Symptome bei Birne.

Die molekularbiologische Methode der Polymerasekettenreaktion (PCR) zum frühzeitigen Erregernachweis in der Blüte, an Cankern oder Blattmaterial ist soweit entwickelt, daß sie routinemäßig durchgeführt werden kann.

Die Prognose von Infektionsterminen mittels Witterungsmodellen ließ sich durch den frühzeitigen Erregernachweis in der Blüte (Monitoring) nur begrenzt ergänzen. Offensichtlich vermehrt sich der Feuerbranderreger epiphytisch in den Blüten nur dann auf eine nachweisbare Anzahl, wenn eine bestimmte Wärmesumme überschritten wird. Wird diese Wärmesumme dagegen während der Blüte nicht erreicht, sind die Erreger nicht nachweisbar. Trotzdem kann es zu Infektionen kommen. Das bedeutet, daß die Angabe der Infektions- und damit Behandlungstermine primär auf den Berechnungen der Witterungsmodelle basieren muß. Ausgebliebene Warnungen aufgrund negativer Monitoringergebnisse könnten sonst große Schäden in Obstanlagen zur Folge haben.

Das Monitoring kann an ausgewählten Standorten dann von Vorteil sein, wenn die Temperatursumme während der Blütezeit überschritten wird. Allerdings muß dabei berücksichtigt werden, daß das Laborergebnis für eine Entscheidung in der Regel zu spät vorliegt, da die Laboruntersuchung 2 Tage in Anspruch nimmt. Die Notwendigkeit der durchgeführten Behandlung kann jedoch im Nachhinein bestätigt werden.

Der Erregernachweis mit Hilfe der PCR an Blättern oder Cankern zum Aufspüren latenter Befallsherde oder zur Prognose scheint nicht sinnvoll zu sein, da nur in Ausnahmefällen positive Proben nachgewiesen werden konnten.

Konsequenzen für die Praxis

Die Terminierung von Behandlungen gegen Blüteninfektionen durch den Feuerbrand bei Apfel und Birne kann in Zukunft zuverlässig mit dem Prognosemodell "Maryblyt" erfolgen, das im Prognoseprogramm der LfP enthalten ist. Die LfP ermittelt gemeinsam mit den Regierungspräsidien und den Ämtern für Landwirtschaft den Bekämpfungstermin mit dem vorliegenden Programm. Die Praxis wird über die telefonischen Auskunftgeber über die geeigneten Termine informiert, wie es bereits während der Laufzeit des Forschungsprojekts geschehen ist.

 

Literaturhinweis:

  • Zwischenbericht 1994
  • Abschlußbericht 1995

 

Fördernde Institution:MLR

Förderkennzeichen:  24 - 94 . 24




MLR   |   Agrarforschung    

Informationen  zum Datenschutz und zum Einsatz von Cookies auf dieser  Seite finden Sie in unserer Datenschutzerklärung