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Agrarforschung

Untersuchungen zur biologischen Schädlingsbekämpfung im Unterglasanbau von Gemüse- und Zierpflanzen - Teil 1        zum Teil 2

Landesanstalt für Pflanzenschutz, Stuttgart      R. Albert                  
Juni 1993 bis Dezember 1995

Teil 1: Versuche zur technischen Ausbringung von Nützlingen im Unterglasanbau von Gemüse- und Zierpflanzen

Problemstellung

In Deutschland werden zur Zeit 42 Nützlingsarten (Stand April 1996) von Nützlingsproduzenten und -vertreibern angeboten. Es sind dies Schupfwespen, Raubmilben, Marienkäfer, Raubwanzen, insektenpathogene Nematoden, eine räuberische Gallmücken-, eine Florfliegen-, eine räuberische Fliegen- und eine Hummelart. Zu Beginn des Projektes bereitete die Ausbringung der fliegenden Nützlingsarten in der Regel keine Probleme. Verbesserungswürdig waren nur die Versandbehälter und die Verteilung der Tiere im Bestand. Hingegen war die Ausbringung nicht flugfähiger Nützlinge, wie die der Nematoden oder der Raubmilben, mit Schwierigkeiten verbunden.

Ziel

Es wurde versucht, die Form der Nützlingsversendung sowie die Ausbringung einiger Nützlingsarten im Gewächshaus zu optimieren, um den Nützlingseinsatz noch umweltgerechter und für den Anwender einfacher werden zu lassen.

Untersuchungsmethoden

Bevor die Ausbringungsmethoden verbessert werden konnten, mußten bestehende Verfahren genauer untersucht werden. Für die einzelnen Nützlingsarten wurden dann neue Ausbringungsverfahren gesucht und in Praxisbetrieben erprobt.

Ergebnisse

1 Versuche zur Anwendung von Florfliegenlarven

1.1 Laboruntersuchungen zur Schlupfrate von Chrysoperla carnea - Eiern

In einer Voruntersuchung wurde die Schlupfrate von grünen Chrysoperla carnea - Eiern, die direkt vom Produzenten kamen, unter verschiedenen Feuchtigkeitsbedingungen getestet. Grund für die Versuche war das "vertrocknete" Aussehen vieler Eier. Es sollte geprüft werden, ob sich die Schlupfraten durch Wassergaben erhöhen lassen.

Es zeigte sich, daß die Schlupfrate der Florfliegenlarven aus den Eiern bei den feuchter gehaltenen Varianten mit unter 30 % recht schlecht war. Nur bei Zimmertemperatur und niedrigerer Luftfeuchte schlüpfte ein höherer Prozentsatz. Die Erhöhung der Luftfeuchte und die direkte Wassergabe wirken sich somit eher negativ auf den Schlupferfolg aus.

1.2 Praxiserprobung einer Druckluftspritze zur Ausbringung von Chrysoperla carnea - Eiern

Trotz der schlechten Erfahrungen mit angefeuchteten Eiern wurden 1993 mehrere Versuche zur Ausbringung der Eier mittels Spritzapparatur durchgeführt. Es handelt sich dabei um eine Luftpumpe, an deren Spitze ein Behälter unterseits angebracht ist. Durch den Luftdruck, der mit der Pumpe erzeugt wird, wird Flüssigkeit aus dem Behälter gesaugt (Unterdruckprinzip) und nach vorn gesprüht. Die Florfliegeneier werden mit Wasser und Klebstoff gemischt und in den Behälter der Handpumpe gefüllt. Durch das Pumpen gelangen die Eier dann auf die Pflanzen. Um die Ausbringung größerer Eimengen zu ermöglichen, wurde von der Firma Gloria ein Druckgefäß entwickelt, das den Druck in der Spritze erzeugen soll.

Der Druck im Druckbehälter ließ bei der Erprobung schnell nach. Beim Ausbringen war ein unnatürlich gebeugter Gang notwendig, um nahe genug an die Pflanzen heranzukommen. Der Behälter mit den Florfliegeneiern muß stets waagerecht gehalten werden, da sonst die Eier sehr unregelmäßig aus der Spritze gefördert werden. Die Kombination Druckbehälter und Spritze kann der Praxis nicht zum Kauf anempfohlen werden. Nur mit Druckluft aus einer stationären Anlage, wie sie in einigen Gärtnereien vorhanden ist, ist eine gute und rasche Verteilung der Eier auf großen Flächen möglich.

1.3 Praxiserprobung der Ausbringung von Chrysoperla carnea - Larven aus MC 500

Eine Bestimmung der Anzahl Chrysoperla carnea - Larven in zwei MC 500 erbrachte folgendes Bild. Die erste MC 500, die am 04.09.1995 abgeschickt worden war, enthielt mehr als 242 Larven in 506 Zellen in der Wabenkonstruktion, die zweite, die am 11.09. abgesandt worden war, wies mehr als 462 Larven auf. Innerhalb von vier Tage nahm die Anzahl der Larven nur geringfügig ab. Die Tiere, die nach drei bis vier Tagen schlüpfen, sind extrem hungrig, so daß Mengenverluste durch erhöhte Such- und Fraßaktivität kompensiert werden.

Die Versuche zur Ausbringung von Florfliegenlarven aus der Kartonwabenkonstruktion (MC 500) haben die sehr gute Verwendungsmöglichkeit der Konstruktion gezeigt. Mittlerweile hat sich diese Ausbringungsform auch in der Praxis bewährt.

Im Gewächshaus, im Wintergarten, auf Pflanzkontainern in Foyers oder Schalterhallen bereitet die Anwendung der MC 500-Packung keine Probleme. Im Freiland wurde sie 1994 umfangreich erprobt. Auf Bäumen erbrachten die Florfliegenlarven keinen Bekämpfungserfolg, während auf Erdbeeren und anderen niedrig wachsenden Pflanzen eine gute Blattlausbekämpfung zu erzielen war.

2 Versuche zur Ausbringung von Schlupfwespen

Die Ausbringung von vielen Schlupfwespenarten ist problematisch oder zumindestens verbesserungswürdig. Mit Ausnahme von Encarsia formosa, die zur Bekämpfung der Weißen Fliege auf Kartonhängern oder Kunststoffstickern geliefert werden, werden die anderen Schlupfwespenarten in Kunststoffdosen in Sägemehl oder ähnlichen Stoffen verkauft. Es wurde geprüft, ob die preiswertere lose Ausbringung von E. formosa an nur 1,6 Ausbringstellen anstelle der sonst 16 einen Einfluß auf den Bekämpfungserfolg in Weihnachtssternen hat. Obgleich der Befall in der Variante, die traditionell mit den 16 Stickern/100m² versehen wurde, zeitweilig bei 15% lag, wies der Bestand beim Verkaufsbeginn in der 46 Woche nur 5,2% leicht befallene Pflanzen auf, während in der Variante "lose Ware", die zwischenzeitig 11% befallene Pflanzen zeigte, 7.5% der Pflanzen beim Verkaufsbeginn einen geringfügig höheren Befall aufwiesen. Das Verfahren wurde den Gärtnern wegen dieses etwas geringeren Bekämpfungserfolges nicht in der Presse empfohlen.

3 Versuche zur Ausbringung von insektenpathogenen Nematoden

Es wurde geprüft, ob eine Ausbringung von Nematoden mit zwei häufig benutzten Düngemitteldosiergeräten möglich ist. Eine Kombination aus dem Düngemitteldosiergeräte Aragonite und einem Wasserbehälter wurde vom Sachgebiet "Gerätetechnik" der Landesanstalt für Pflanzenschutz hergestellt und in einem Betrieb erprobt. Zu Beginn und am Ende wurde jeweils eine 0,5 l Probe an der Gießbrause entnommen und im Labor die Nematodendichte gemessen. Anschließend wurde die Nematodenausbringung mit dem im Betrieb vorhandenen Dosatron-Düngemitteldosiergerät wiederholt.

Die Nematoden überstanden bei beiden Geräten die Ausbringung unbeschadet. Die Ausbringung mittels stationärer Geräte erfolgte einfach, schnell und unproblematisch. Die angestrebte Menge von 500.000 Tieren/m² wurde im Mittel von beiden Dosiergeräten eingehalten. Beide Geräte können somit zur Nematodenausbringung benutzt werden. Wichtig ist es aber, die Nematoden in dem Dosierbehälter durch stetiges Rühren in der Schwebe zu halten. Ein elektrisches Rührwerk könnte dies garantieren.

Nach einer Änderung der Formulierung, wurden an Stelle der flüssigen Form die Nematoden dehydriert in Granulatform in einer Hülle aus Lehm, Kleie, Leim und einer Restmenge Wasser angeboten. Bevor das neue Material auf den Markt kam, konnten Anwendungsversuche durchgeführt werden.

Das Granulat soll jetzt in Wasser aufgelöst werden. Die Nematoden werden dabei freigesetzt und saugen sich mit Wasser voll. Eine vollständige Aktivierung der Nematoden soll nach ca. 2 Stunden erfolgt sein.

Die Auflösung des Granulats erfolgte im Versuch in wenigen Minuten (max. 2- 3 Min.). Die Nematoden passierten das Düngegerät mit und ohne Sieb gleichermaßen gut. Das Düngemitteldosiergerät Dosatron verstopfte nicht. Somit sind auch mit anderen Ausbringungsgeräten, wie z.B. Karrenspritzen oder Tauchpumpen, die weniger anfällig sind, keine Probleme zu erwarten. Die Nematoden waren sehr beweglich, der Anteil toter Tiere niedrig. Pro 20 ml Probe mußten rechnerisch 4.000 Nematoden zu finden sein. Dieses Soll wurde in allen Proben deutlich überschritten (bis zu 100%).

Weitere Versuche zur Optimierung der Nematodenausbringung sind sinnvoll. In einem wichtigen Anwenderbetrieb hat sich gezeigt, daß die Bestandteile der neuen Formulierung die Magnetventile an den Düsen einer automatischen Gießanlage, mit der die insektenpathogenen Nematoden regelmäßig auf die Sämlinge ausgebracht wurden, verkleben.

Konsequenzen für die Praxis

Die Verbesserung der Nützlingsausbringung, das Wegkommen von Kunststoffverpackungen und der Ersatz dieser Verpackungen durch umweltfreundliche Versand- und Ausbringungsbehältnisse sind Punkte, die dringend bearbeitet werden sollten, um dem Gärtner den Nützlingseinsatz weiterhin zu vereinfachen.

Literatur: Abschlußbericht 1995




Untersuchungen zur biologischen Schädlingsbekämpfung im Unterglasanbau von Gemüse- und Zierpflanzen -

Landesanstalt für Pflanzenschutz, Stuttgart     R. Albert       
Juni 1993 bis Dezember 1995

Teil 2: Untersuchung der Wirkung von im Unterglasanbau angewandten Pflanzenschutzmitteln auf Aktivität und Suchverhalten von fliegenden Nutzarthropoden

Problemstellung

Bei Praxisversuchen zur biologischen Schädlingsbekämpfung beobachteten die Mitarbeiter der Landesanstalt für Pflanzenschutz häufiger, daß bestimmte Nützlinge in manchen Beständen zwar z.B. auf den Ausbringungsmaterialien vorhanden sind, aber im Gewächshaus nicht aktiv werden und somit keine Wirkung zeigen. Eine mögliche Erklärung für das "Versagen" der Nützlinge kann der Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln sein.

Eine repellente Wirkung von Pflanzenschutzmitteln wurde hauptsächlich bei Schadorganismen wie Spinnmilben beobachtet. Eine Wirkung auf Nutzorganismen wurde bisher nur bei der Untersuchung des Einflusses von Pyrethroiden auf das Flug- und Suchverhalten von Bienen festgestellt.

Ziel

Ziel der Versuche war es, die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf die Schupfwespe Encarsia formosa als Versuchsobjekt zu testen, um in Zukunft die voraussichtliche Wirkung einer Pflanzenschutzmittelapplikation in Gewächshäusern mit Nützlingseinsatz noch besser abschätzen zu können. Hierbei durfte nicht die aktuelle Mortalität oder die Verringerung der Reproduktionsleistung bestimmt werden, sondern es mußte die repellente Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf die Schlupfwespe ermittelt werden.

Untersuchungsmethoden

Die repellente Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf die Schlupfwespe Encarsia formosa wurde mit Hilfe dreier Versuchsmethoden bestimmt. Untersuchungsmethoden waren ein Filterpapiertest, ein Olfaktometertest und ein Pflanzenauswahltest. Die Schlupfwespen konnten zwischen behandelten und unbehandelten Pflanzen auswählen.

Ergebnis

1. Olfaktometerversuch:

Drei Gruppen von Insektiziden lassen sich mit den angewandten statistischen Methoden deutlich gegeneinander abgrenzen. Die beiden Mittel Neudosan und Spruzit beeinflussen das Verhalten der Schlupfwespe in diesem Versuch nicht. Sie reagieren auf diese Mittel wie auf die Wasserkontrolle. Die Pflanzenschutzmittel Confidor, Curaterr, Envirepel, Hostaquick, Mesurol flüssig, Mesurol Granulat, Pirimor, Plenum, Tamaron, Telmion und Vertimec bilden eine weitere Gruppe. Die Schlupfwespen hielten sich deutlich kürzer in dem jeweiligen mit dem Mittel kontaminierten Luftstrom als bei anderen Mitteln auf. Bei Vertimec verharrten die Schlupfwespen an der Einsatzstelle oder bewegten sich im nicht kontaminierten Luftstrom. Die Aufenthaltsdauer im mit Decis, Nomolt oder Metasystox kontaminierten Luftstrom war eindeutig verlängert. Ein im Vergleich zur Wasserkontrolle großer Teil der Tiere bewegte sich aktiv suchend auf die Quelle der Kontamination zu.

2. Filterpapiertests

Die Aufenthaltsdauer der Schlupfwespen im mit Pflanzenschutzmitteln behandelten Bereich unterschied sich nur bei den Mitteln Vertimec, Nomolt, Hostaquick positiv (längere Aufenthaltsdauer) und bei Tamaron und Curaterr negativ (kürzerer Aufenthalt) signifikant vom Verhalten in der Kontrolle. Bei höheren Aufwandmengen ergeben sich Unterschiede zur niedrigeren Aufwandmenge. Hier hielten sich die Schlupfwespen signifikant länger auf dem Filterpapier auf, die mit Nomolt, Mesurol flüssig oder Vertimec behandelt wurden. Die Aufenthaltsdauer auf mit Spruzit, Metasystox, Temik oder Tamaron behandelten Filterscheiben war hingegen signifikant kürzer.

3. Pflanzenauswahltest

Die Schlupfwespen zeigten deutliche Unterschiede in der Reaktion auf viele Mittel. Sogar bei den Wiederholungen verhielten sie sich bei gleichen Mitteln nicht immer identisch.

Fünf Reaktionstypen sind insgesamt zu unterscheiden:

  1. Die Schlupfwespe Encarsia formosa fliegt behandelte und unbehandelte Pflanzen kaum oder gar nicht an,
  2. Sie fliegt behandelte Pflanzen kaum an, unbehandelte Pflanzen werden aber aufgesucht,
  3. 3Sie fliegt behandelte und unbehandelte Pflanzen unterschiedslos an. Die Anzahl pro Pflanze wiedergefundener Tiere kann aber geringer als in der unbehandelten Kontrolle sein,
  4. Sie fliegt behandelte Pflanzen bevorzugt an,
  5. Behandelte und unbehandelte Pflanzen werden erst mit einer Zeitverzögerung angeflogen.

Unter dem Einfluß von Tamaron auf den behandelten Pflanzen werden sowohl die behandelten als auch die unbehandelten Pflanzen kaum angefolgen. Auch die Anzahl der Parasitierungen, die bei allen Pflanzenschutzmitteln im Mittel bei Behandelt 21,2 und bei Unbehandelt 33,4 erreichte ist mit 1,5 in Behandelt und 6,8 in Unbehandelt sehr niedrig. Auch mit Mesurol flüssig behandelte Pflanzen wurden in 3 von 4 Versuchen kaum angeflogen. Die Parasitierung war in Behandelt und Unbehandelt jeweils 0. Bei 12 anderen Pflanzenschutzmitteln (Confidor, Curaterr, Decis, Metasystox, Envirepel, Mesurol flüssig, Neudosan, Nomolt, Plenum, Spruzit, Telmion, Vertimec) wurden die behandelten Pflanzen bei einer bis 4 Wiederholungen kaum angeflogen, während die unbehandelten Kontrollen aufgesucht wurden. Dies kommt mit Ausnahme des Envirepel, Nomolt, Plenums und Vertimec auch bei der Anzahl der Parasitierungen zum Ausdruck, die insgesamt geringer als in der Kontrolle war. Zwei Mittel (Neudosan und Spruzit) scheinen die Schlupfwespen anzuregen, auf den unbehandelten Pflanzen besonders aktiv zu parasitieren. In einigen Fällen wurden behandelte und unbehandelte Pflanzen unterschiedslos angefolgen. Die Anzahl der auf den Pflanzen angetroffenen Schlupfwespen war in der Regel aber wesentlich niedriger als in Kontrollversuchen, wenn alle Pflanzen unbehandelt blieben. Mit Temik oder Metasystox behandelte Pflanzen wurden in einigen Wiederholungen erst mit deutlicher Verzögerung in geringem Umfang angeflogen. Tote Schlupfwespen fanden sich nur auf mit Confidor, Decis und Metasystox behandelten Pflanzen.

Diskussion

Anhand der Olfaktormeterversuche konnte gezeigt werden, daß die Schlupfwespe auf bestimmte olfaktorische Reize reagiert. So vermieden die Wespen bei einigen Pflanzenschutzmitteln den Aufenthalt in dem mit Pflanzenschutzmitteln angereicherten Luftstrom im Olfaktometer. Dies betraf vor allem die Carbamate. Eine Beziehung zwischen hohem Dampfdruck und starker repellenter oder anziehender Wirkung ist nicht gegeben. Bei einigen Mitteln war der Aufenthalt im kontaminierten Luftstrom durchaus attraktiv für die Schlupfwespe. Sehr ähnliche Verhaltensweisen zeigten sich für Pflanzenschutzmittel wie Nomolt (positive Reaktion) und Tamaron (negative Reaktion) im Olfaktometertest und im Filterpapiertest. Der Filterpapiertest ist aber selbst in der untersuchten höheren Dosierung der unschärfste Test, der nur bei wenigen Mitteln eindeutige Ergebnisse erbringt. Dies mag z.T. an der Reaktion der Schlupfwespen liegen, die bei Kontakt mit den Belägen nur in wenigen Fällen (Tamaron, Curaterr (niedrige Aufwandmenge), Metasystox, Spruzit, Temik, Tamaron (höhere Aufwandmenge) relativ schnell die behandelte Fläche verließen. Bei den anderen Mitteln zeigten sich Reaktionen, die als Interesse oder als Erschrecken interpretiert werden können. Im zweiten Fall hielten sie sich möglicherweise wegen des "erschreckten" Herumhüpfens, das nicht zu ihrem natürlichen Verhaltensrepertoire gehört, und wegen des intensiven Putzens länger als notwendig auf der kontaminierten Fläche auf. Bei den Mitteln Nomolt, Vertimec, Hostaquick sowie Mesurol flüssig (nur bei erhöhter Aufwandmenge) suchten sie intensiv die behandelte Fläche ab. Bei Nomolt kehrten sie gezielt aus der unbehandelten Fläche auf die behandelte Fläche zurück. Bei den restlichen Mitteln verhielten sie sich z.T. normal oder zeigten auch das Herumhüpfen und das Putzverhalten. Der Pflanzenauswahlversuch in Verbindung mit der Parasitierungsleistung zeigt die Reaktion der Schlupfwespen von allen Tests am deutlichsten. Mittel wie Mesurol, Tamaron und andere wirken repellent und reduzieren die Parasitierungsleistung der Schlupfwespen stark. Ausnahmen hier von stellen die Naturstoffe Spruzit und Neudosan dar. Die anderen Mittel sollten zusammen mit der Schlupfwespe nicht mehr eingesetzt werden.

Fazit

Insgesamt ist die Interpretation der Ergebnisse nicht einfach, da die erhofften ähnlichen Wirkungen der Mittel bei den einzelnen Testverfahren sich nur bei einigen der Mittel gezeigt haben. Die Interpretation fällt umso schwerer, da bisher die repellente Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf Nützorganismen kein Thema für intensive Untersuchungen war. Die akut toxische Wirkung und der Einfluß auf die Reproduktionsleistung der Nutzorganismen wurde schon in umfangreichen Untersuchungen an einer großen Zahl von Nützlingen bestimmt. Die repellente Wirkung ausgewählter Pflanzenschutzmittel wurde aber hier erstmals exakt mittels dreier Verfahren erfaßt.

 

Literatur: Abschlußbericht

 

Fördernde Institution: MLR

Förderkennzeichen: 24 - 89 . 18  




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