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Pflanzenschutz-Hinweis Gemüsebau Südbaden 2024 (KW 17)

Möhrenfliege

Vor drei Wochen hatte der Flug der Möhrenfliege begonnen. Der Kälteeinbruch hat ihn weitgehend zum Erliegen gebracht. Jetzt sind wieder Fliegen auf den Gelbtafeln, und das Prognosemodell kündigt eine weitere Zunahme ihrer Aktivität an. Die Eier der Möhrenfliege sind empfindlich gegen Austrocknen und hohe Temperaturen. Die Tiere bevorzugen deshalb beschatteten Boden zur Eiablage. Bis etwa zum dritten Laubblatt sind Möhrenbestände deshalb nicht attraktiv. Weiter entwickelte Bestände sollten mit Netz (1,4 mm) oder Vlies oder mit Insektiziden (Mineco One) geschützt werden. Regelmäßige Bodenbearbeitung stört die Entwicklung der Eier im Boden, das Stehenlassen von überwinterter Petersilie verringert das Abwandern der Fliegen in junge Bestände.

Liebstöckel

Der pilzliche Blattfleckenerreger Ramularia levistici verursachen an Liebstöckel braun-graue Blattflecken. Nass-kühle Witterung, wie sie zuletzt vorherrschte, ist günstig für Infektionen. Diese können selten auch an Sellerie oder Koriander auftreten. Typischerweise sind die Flecken nur wenige mm im Durchmesser und im Zentrum heller als am Rand. Verwechslungsgefahr besteht mit Minen der Selleriefliege, die derzeit örtlich in großer Zahl zu finden sind. Die Blattminen sind ebenfalls braun-grau, aber werden in der Regel mehrere cm² groß, und in dem Hohlraum zwischen Ober- und Unterhaut des Blattes findet man oft noch die Made. Gegen Blattflecken können Fungizide wie z. B. Askon gespritzt werden. Die Bekämpfung der Selleriefliegenmaden ist meist nicht nötig. Bereits vorhandene Fraßminen wachsen jetzt nur noch in der Größe und mit weiteren ist derzeit nicht zu rechnen, weil kaum noch Selleriefliegen aktiv sind. Im Juni/Juli ist mit der neuen Generation von Fliegen zu rechnen.

Spinnmilben

Auch in ungeheizten Folienhäusern wurden schon erste Spinnmilbenherde entdeckt. Offenbar wanderten sie aus der umgebenden Vegetation ein. Besonders gern überwintern die Tiere an Brennnessel, aber auch Ackerwinde und Franzosenkraut sind beliebte Wirtspflanzen. Wo diese Pflanzen in der Nähe von z. B. Seitenlüftungen oder zerbrochenen Scheiben wachsen, sollte in Gurke und Aubergine besonders aufmerksam auf die verdächtigen gelben Sprenkel geachtet werden, die beginnenden Spinnmilbenbefall anzeigen.

Wanzen

Jetzt Brennnesseln am Gewächshaus abzumähen ist trotzdem keine gute Idee, zumindest nicht, bevor die Lüftungen mit Insektenschutznetzen gesichert wurden. In den Nesseln können auch Wanzen leben, z. B. die Brennnesselwanze Liocoris tripustulatus. Diese sind sehr mobil und weichen bei Lebensraumverlust auf Gurke als Ersatzwirt aus, was die bekannten Schäden als Konsequenz hat.

Wo ohnehin ein Netz als Schutz vor Wanzen geplant ist, ist es dafür allerhöchste Zeit. Ein solches hält sicher Weichwanzen (Lygus sp., Liocoris sp.) ab. Diese wandern jedes Frühjahr von außen ein. Gegen Grüne Reiswanzen wirkt es nur sicher bei freistehenden Tunneln und Gewächshäusern. Solche, welche an frostfrei gehaltene Arbeits-, Maschinen- oder anderen Räumen angrenzen, beherbergen wahrscheinlich bereits Reiswanzen. Hier kann der Einsatz von Schlupfwespen gegen die Eigelege (Trissolcus basalis, erhältlich z. B. bei Katzbiotech oder Koppert) versucht werden. Im konventionellen Anbau lässt sich im Schadensfall auf Insektizide mit Wirkung gegen Wanzen zurückgreifen. Ein Nützlingseinsatz ist nach deren Anwendung aber gar nicht (Pyrethroide wie z. B. Karate Zeon, Polux) oder nur sehr eingeschränkt (Mospilan SG) möglich.

Physiologisches

In ungeheizten Häusern leiden Tomate, Aubergine, Gurke etc. an der Kälte. Am Wochenende erhöht sich der Stress nochmal. Die Wurzeln der wärmeliebenden Pflanzen sollen aus Boden, der z. T. keine 10 °C warm ist, eine Pflanze versorgen, die zum ersten Mal seit langer Zeit starker Einstrahlung und rapide absinkender Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist. Das kann nicht funktionieren. Eine Erste-Hilfe-Maßnahme kann morgen nach Sonnenaufgang eine Bewässerung über Kopf sein, um die Luftfeuchte zu heben und damit die Verdunstung der Blätter zu senken. Danach kann vorsichtig gelüftet werden.

Vor Falschem Mehltau oder Krautfäule muss man jetzt noch keine Angst haben. Bis zum Abend sollten die Pflanzen aber wieder trocken sein. 

Kurioses

Die Eiablage und der Fraß der Maden der Spargelfliege können dazu führen, dass Stangen krumm wachsen. Diese ist aber derzeit noch gar nicht aktiv. Ein gehäuftes Auftreten dieses Symptoms an einer Grünspargelanlage in der vergangenen Woche hatte andere Ursachen.

Von der plötzlichen Wüchsigkeit in der zweiten Aprilwoche offenbar überrascht, hatten die Erntehelfer wenig Sorgfalt walten lassen. Beim bodennahen Schneiden der Stangen wurden viele noch im Boden steckende Stangen mit dem Messer verletzt. Das Ausmaß der Kollateralschäden war auch deshalb so hoch, weil wegen Nässe auf einen Damm verzichtet wurde. Dadurch standen die Stangen sehr nahe beieinander. Die Wirkung der Misshandlungen wurde 10 Tage später sichtbar in Form von gekrümmten Stangen.

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