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Agrarforschung

Erarbeitung von Kriterien zur Abgrenzung von feuchten / nassen Wiesen gegenüber Wirtschaftsgrünland     (1994 - 1995)

Lehr- und Versuchsanstalt Aulendorf (LVVG)             
Dr. Gottfried Briemle              

Problemstellung

Für die Beratungspraxis der Landwirtschafts- und der Umweltverwaltung sind Richtlinien zur Unterscheidung zwischen Feucht- und Naßgrünland erforderlich. Vor allem zur Abgenzung von produktiven Fettwiesen gegenüber ökologisch besonders wertvollem, feuchtem bis nassem Grünland mangelte es bisher an plausiblen Entscheidungshilfen im Gelände.

Ziel

Im Hinblick auf die Ausgleichsleistungen der öffentlichen Hand werden beim Ziel der Grünlandextensivierung Entscheidungskriterien benötigt. Solche wurden beispielsweise im Rahmen des baden-württembergischen MEKA-Programms (Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich) notwendig. Das Ziel der Untersuchung bestand darin, einen Schlüssel zur Schnellansprache für jene Grünlandtypen zu entwickeln, die einerseits noch nicht zu den naturschutzwürdigen Biotopen gehören, andererseits für eine rentable futterbauliche Nutzung zu naß sind. Desweiteren wurde eine Überprüfung der von BRIEMLE et al. (1991) vorgenommenen numerischen Zäsur der Grünlandschaften mit Hilfe der Ziegerwerte ELLENBERG's durchgeführt.

Untersuchungsmethode

Von einem 'Werkvertragsunternehmer wurden 130 einschlägige Grünlandparzellen im Gelände in oder am Rande von Mooren des Alpenvorlandes aufgesucht, und dabei folgende Einzelerhebungen durchgeführt:

  • Erstellen von vollständigen, quantitativen Vegetationsaufnahmen
  • Ermittlung des ökologischen Feuchtegrades über Zeigerwerte
  • Ermittlung des Futterwertes am lebenden Pflanzenbestand
  • Ziehung von Futterproben zur Laboranalyse (falls erforderlich)
  • Schätzung des TM-Jahresvertrags
  • Ermittlung der "Ertragsfuttereinheit"
  • Ermittlung der Artenzahl und Vergleich mit den Roten Listen
Ergebnisse
  • Es wurde ein Schlüssel zur Schnellansprache entwickelt. Für eine Einstufung als "feuchtes bis nasses Wirtschaftsgrünland" bzw. als "Biotopgrünland" müssen danach bestimmte botanische Bedingungen erfüllt sein.
  • Bestimmte Feuchtestufen werden jeweils von typischen Artenkombinationen begleitet. Für feuchtes bis nasses Wirtschaftsgrünland kommen die Pflanzenarten in Betracht, die in einer Tabelle "Meka-Arten", solche, die auf ein geschütztes Biotop nach §24a-NatSchG hinweisen, in einer Tabelle "Biotop-Arten" zusammengefaßt wurden (Tabelle im Abschlußbericht).
  • Die durchschnittliche Artenzahl in den untersuchten Grünlandschlägen liegt bei 33 Arten, wobei die Spanne von 18 bis 56 Arten pro Aufnahme reicht. In der Regel besteht dabei ein negativer Zusammenhang zwischen Artenzahl und Ertragshöhe.
  • Rote Liste-Arten wurden in den kartierten Wiesen nur selten angetroffen.
Konsequenzen für die Praxis
  1. Die Ämter für Landwirtschaft sind nunmehr in der Lage, einen fraglichen Grünlandschlag im Gelände gemäß Ziffer 3.2.2. bzw. Ziffer 12.1. MEKA sachgerecht und nach dem Geiste dieser Richtlinie zu beurteilen.
  2. Darüberhinaus wird es der Landwirtschaftsverwaltung Baden-Württembergs in Zusammenarbeit mit allen Stufen der Naturschutzvewaltung ermöglicht, mit einem relativ geringen Zeitaufwand von etwa nur einer Stunde Geländearbeit, bestehende Meinungsverschiedenheiten bei der Ansprache von feuchtem und nassem Grünland auszuräumen.
  3. Das Ergebnis der Geländearbeit wurde mittels einer Farbbroschüre im DIN A5-Format an die landwirtschaftliche Bezirksverwaltung Baden-Württembergs und an alle, mit der Kartierung und Beurteilung von Feuchtgrünland befaßten Träger öffentlicher Belange (z.B. auch Biotopschutzkommission) verteilt.
  4. Die Untersuchung hat überdies gezeigt, daß es auch mit sehr geringem finanziellen Aufwand (20.000,- DM) möglich ist, Ergebnisse von großer Tragweite zu erzielen.

Literatur: Abschlußbericht

Fördernde Institution:MLR

Förderkennzeichen:  23 - 94 . 17 


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